Direkt zum Inhalt
Skip to main content
Sammlungsmenü

Schlafender

Walter Pichler, Schlafender, 1994, Tusche, Tempera auf Papier, 21 x 28,5 cm, Belvedere, Wien, I ...
Schlafender
Walter Pichler, Schlafender, 1994, Tusche, Tempera auf Papier, 21 x 28,5 cm, Belvedere, Wien, I ...
Walter Pichler, Schlafender, 1994, Tusche, Tempera auf Papier, 21 x 28,5 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 8515
© Nachlass Walter Pichler
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung1994
  • Künstler*in Walter Pichler (1936 Deutschnofen – 2012 Wien)
  • ObjektartZeichnung
  • MaterialTusche, Tempera auf Papier
  • Maße
    21 x 28,5 cm
  • SignaturSign. und dat. rechts unten: Pichler 1994
  • Inventarnummer8515
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Als radikaler Visionär entwickelte Walter Pichler in den 1960er-Jahren utopische Projekte zwischen Architektur, Design und Skulptur, ehe er sich 1972 zurückzog und sich einem nach innen gekehrten, archaischen Kunstbegriff verschrieb. Ausgehend von einer autobiografischen Aufarbeitung entstanden ab Beginn der 1980er-Jahre Zeichnungen unter dem Motiv der „Erinnerungsarbeit“. Die Untersuchungen zu existenziellen Fragen wie Geburt, Kindheit und Tod zeugen von Pichlers tiefem Bewusstsein über die Endlichkeit der menschlichen, letztlich der eigenen Existenz.

    "Der Schlafende" von 1994 zeigt eine schmächtige menschliche Figur, die auf einer blanken Matratze in einem ansonsten leeren, zellenartigen Raum liegt. Der Zustand des Schlafs erscheint hier nicht als lebenserhaltende biologische Notwendigkeit, viel weniger noch als erholsamer oder genussreicher Vorgang, sondern als unheilvoller, todesnaher Moment der Isolation und Einsamkeit. Mit seinem Ausdruck der Vergänglichkeit menschlichen Daseins steht der Schlafende in inhaltlicher Nähe zu zahlreichen Arbeiten Pichlers, die mit den Sujets von (Spitals-)Betten, Liegen und Tragen düstere Sinnbilder von Schwäche, Krankheit, Verletzung und Tod zeichnen.

    [Véronique Abpurg, 5/2017]

    Der "Schlafende mit Fliegen" und der "Schlafende" wurde vom Künstler in der Galerie Ulysses als Ausstellungsort so konzipiert, dass sie eine Art Triptychon ergeben: sie sind jedenfalls der Hängung nach aufeinander angewiesen. Einmal ist der Schlafende als Hüftportrait am Boden liegend erfasst, einmal als Dreiviertelportrait und ein weiteres Mal als "Totenklage" im Sinne eines traurigen isolierten Liegens auf der Bahre. Die Fliegen, die als Tupfen imaginiert werden, übersäen das gesamte Bildfeld als Irritation: man vermeint das beunruhigende Surren zu hören, das Drehen des gequälten Körpers zu verspüren, der auszuweichen versucht und nur schwer kann, da die Bodenhaftung zu stark ist. Etwa aus einem mittäglichen Schlaf aufgescheucht – so empfindet man es – hat der Spuk ein Ende mit dem Nachlassen des Tagtraumes, den die "Stunde des Pan" terminisiert hat. [Michael Krapf 1997, in: Österreichische Galerie Belvedere (Hrsg.), Jahresbericht Belvedere 1996, Wien 1997, S. 60]