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Cézanne

Kathi Hofer, Cézanne, 2006, Farbfotografie, 70 × 90 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9902
Cézanne
Kathi Hofer, Cézanne, 2006, Farbfotografie, 70 × 90 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9902
Kathi Hofer, Cézanne, 2006, Farbfotografie, 70 × 90 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 9902
© Bildrecht, Wien 2024
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung2006
  • Künstler*in Kathi Hofer (geboren 1981 in Hallein)
    • GND
  • ObjektartFarbfoto
  • MaterialC-Print
  • Maße
    70 × 90 cm
  • SignaturAuf der Rückseite rechts unten: "Kathi Hofer / Cézanne, 2006 / 1/3"
  • Inventarnummer9902
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Kathi Hofers künstlerische Praxis lässt sich als visuelle Forschung verstehen, die den Grundbedingungen wie auch den gesellschaftlichen Implikationen kreativer Arbeit nachgeht. Sie selbst definiert den „kreativen Akt als Mythos und Handlungsnorm heutiger Arbeits- und Lebenswelten“ als ihr zentrales Thema. In der Verschränkung verschiedener Medien wie Fotografie, Bricolage, Skulptur und Text entwickelt Hofer Installationen mit vielschichtigen Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen, die mit den Zuschreibungen von freier und angewandter Kunst spielen und diese zuweilen außer Kraft setzen. In der Fotografie „Cézanne“ inszeniert sie künstlerisches und kunsthistorisches Recherchematerial zu einem Stillleben, jenem Genre, in dem Cézanne Wahrnehmungsstudien zum Zusammenspiel von Farbe, Licht und Form wegweisend durchdekliniert hat. Dabei orientiert sich Hofer auch kompositionell an dem Maler, der den Tisch im Sinne einer leichten Aufsicht immer etwas zur/zum Betrachter/in hin geneigt hat. Auf diesem arrangiert Hofer aber nicht Äpfel und Birnen, sondern Bücher zur Malerei Cézannes, kunsthistorische Überblickswerke und Schriften zu Ästhetik und Wahrnehmungstheorie, und visualisiert letztlich das Lesen und die Recherche als kreativen Aneignungsprozess.

    [Luisa Ziaja, 09/2015]

    "Schöne gelbe Farbe" betitelte Kathi Hofer ihre Ausstellung in dem gerade einmal 15 m² großen Demonstrationsraum an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Mittelpunkt der Ausstellung stand die ästhetische Untersuchung der Farbempfindung.

    Kathi Hofer geht hier der Frage der Wahrnehmung als Prozess, als einem langsamen Werden nach. Wie Joseph Vogl in seinem gleichnamigen Aufsatz die Farbe in Jean Luc Godards "Le Mépris" als eine Abhandlung über die Malerei im Film beschreibt, versucht Kathi Hofer die verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung über Material, Farbe, Sprache oder unterschiedliche Technologien zu decodieren. Kunsttheoretische Abhandlungen, die oft auf Schwarz-Weiß-Kopien vervielfältigt werden und das Arbeitsmaterial von Künstler/innen und Kunsttheoretiker/innen darstellen, werden gerahmt, und auf diese Weise selbst zum Bild, zum Artefakt, das ästhetische Wahrnehmung produziert. Textarbeit und grafische Reproduktion, werden als Instrumente, als Werkzeuge der Kunstgeschichte also selbst zu Akteuren des Wahrnehmungsprozesses.

    In ihrer Installation im Demonstrationsraum inszeniert Kathi Hofer Bücher und Kataloge zu Cézanne als Stillleben. So wie Cézanne für seine Stillleben die Tische etwas geneigt hat um dem Blick des Betrachters gewissermaßen entgegen zu kommen, präsentiert die Künstlerin die Bücher, die zum Teil mit handschriftlichen Notizen versehen sind, auf einer Schräge. Die Notizen, kunsthistorischen Texte zur Malerei Cézannes und Texte zu Ästhetik und Wahrnehmungstheorie visualisieren das Lesen als Aneignungsprozess. Dabei geht es ihr um die Auseinandersetzung mit den historischen Bedingungen, unter denen eine Malerei wie die Cézannes möglich war, um die künstlerische Innovation im Verhältnis zu den zeitgleichen Umbrüchen in der Wahrnehmung von Natur und Medien zu beschreiben.

    Die Analyse der Empfindungen, wie Ernst Mach seine Schrift von 1886 genannt hatte, wurde schließlich zur zentralen Fragestellung eines Seminars und einer Ausstellung, die das Belvedere gemeinsam mit der Akademie der bildenden Künste veranstaltet hat, und bei der Kathi Hofer sowohl als Künstlerin, wie als Kuratorin mitgewirkt hat. Diese Doppelrolle als Künstlerin und Theoretikerin ist paradigmatisch für Kathi Hofers künstlerische Arbeit. Sie verknüpft die Wissensbereiche um sie methodisch und ästhetisch zu durchdringen. Die jeweiligen Fehlstellen, die sich auf Grund der beschränkten Bedingungen der visuellen Ebene einerseits und der Sprache andrerseits ergeben, sind für Kathi Hofer krisenhafte Momente, die im Kunstwerk produktiv werden können.

    [Eva Maria Stadler, 8/2010]