Franz Alois Jungnickl knüpft in diesem Gemälde klar an das Werk von Egon Schiele an – etwa in der Einbettung des mageren Frauenaktes in ein weißes Tuch mit charakteristischer Faltenbildung. Mehr schwebend als stehend zeigt er die Figur in ungewöhnlicher Aufsicht. Sie befindet sich in einem düsteren Raum, in dem rechts eine einsam brennende Kerze eine Nische erhellt. Offen bleibt, welche Situation hier dargestellt ist. Oder handelt es sich um eine Vision, wie der Titel nahelegt? In einer Weiterentwicklung von symbolistischen und expressionistischen Tendenzen führt Jungnickls Malerei hin zu einem surreal-verfremdeten Ausdruck, in dem zunehmend die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen.