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Winged altarpiece of Saint Catherine (?) (the 'Song of Songs Altarpiece')

Kremser Werkstatt, Ädikula-Altar mit Seitenflügeln, um 1520, Schrein aus Fichtenholz; Flügel mi…
Winged altarpiece of Saint Catherine (?) (the 'Song of Songs Altarpiece')
Kremser Werkstatt, Ädikula-Altar mit Seitenflügeln, um 1520, Schrein aus Fichtenholz; Flügel mit Schnitzereien aus Lindenholz mit Resten originaler Fassung und Vergoldung (innen) und Malereien auf Lindenholz (außen; von den Innenseiten getrennt), geöffnet: 138 × 244 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 5010
Dieses Werk ist Teil der Open Content Policy des Belvedere, ist zum Download freigegeben und unterliegt der Creative Commons Lizenzvertrag Creative Commons License CC BY-SA 4.0.

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  • Winged altarpiece of Saint Catherine (?) (the 'Song of Songs Altarpiece')

  • Datec. 1520/1530
  • Zuschreibung an Kremser Werkstatt
  • Object typeFlügelretabel
  • MediumShrine made of spruce, limewood wings (the exterior panels were detached and remounted on the interior of the wings), traces of original polychromy, gilded details
  • Dimensions
    geöffnet: 138 × 244 cm
  • Signaturenicht signiert
  • Inventory number5010
  • Locations Belvedere, Oberes Belvedere, Erdgeschoß (West), Oktogon NW
  • Essay

    Die Rekonstruktion des sogenannten Hohelied-Altars. Ein Katharinenretabel aus Imbach?[1]
    Björn Blauensteiner ORCID logo

    Das Belvedere besitzt einen Schreinaltar mit Seitenflügeln, dessen Herzstück ein bogenförmig abschließender Schreinkasten mit in die Tiefe gestaffelten und verschlungenen Girlanden bildet. Schnitzreliefs zieren die Innenseiten der gewölbten Flügel; auf den Außenseiten befinden sich Malereien, die von den Flügeln separiert und neu gerahmt an ihrer ursprünglichen Position montiert wurden.


    Das Bildprogramm

    Die Reliefs auf den Flügelinnenseiten zeigen Heiligenszenen. Links oben ist der heilige Benedikt vor der Höhle bei Subiaco dargestellt (Abb. 1): Der Legenda aurea zufolge sei der Einsiedler vom Mönch Romanus über einen Seilzug mit Brot versorgt worden; ein ebenfalls am Seil befestigtes Glöckchen habe diese Lieferungen stets angekündigt. Der Teufel habe daher mit einem Stein die Glocke zerbrochen, um die Versorgung des Heiligen zu verhindern.[2] Im Bildfeld rechts oben ist das Martyrium des heiligen Sebastian zu sehen (Abb. 2). Dieser hängt mit seinem linken Arm an einem Baum, während ein Soldat seine – mittlerweile nicht mehr vorhandene – Armbrust auf ihn richtet. Zwei weitere Figuren sind gerade dabei, ihre Waffen zu spannen. Das Relief unten links zeigt den büßenden Kirchenvater Hieronymus (Abb. 3). In seiner abgebrochenen rechten Hand befand sich wohl ein Stein, mit dem er sich auf die Brust schlägt; auch der vor dem Heiligen platzierte Kruzifixus ist nur fragmentarisch erhalten. Unten rechts ist schließlich die Steinigung des heiligen Stephanus dargestellt (Abb. 4). Der Protomärtyrer kniet betend in der linken unteren Ecke des Reliefs; er ist umgeben von einer Gruppe von Männern, die – nur in einem Fall erhaltene – Steine in die Höhe halten, um sie sogleich auf Stephanus zu werfen.[3]

    Die auf den Flügelaußenseiten montierten Bildtafeln enthalten allegorische Darstellungen (Abb. 5) (Abb. 6), die auf dem vierten Kapitel des Hohelieds Salomos basieren[4] und sowohl motivisch als auch kompositionell auf ein um 1465 entstandenes niederländisches Blockbuch zurückgehen dürften.[5] Die Hauptrollen auf der ursprünglichen Außenansicht des Ensembles, das Peter Krenn aufgrund dieser außergewöhnlichen Darstellungen Hohelied-Altar taufte,[6] spielen die Braut und der Bräutigam des Hohelieds. Im Sinne der mittelalterlichen Bibelallegorese lassen sich diese als Präfigurationen von Maria und Christus deuten: Die Braut im hortus conclusus links oben symbolisiert die Jungfräulichkeit Mariens, während sich in den Darstellungen der Braut mit dem gekreuzigten Heiland links unten und rechts oben das Leiden Christi und die Teilhabe Mariens an diesem ankündigen. In der Szene rechts unten schließlich trägt der Bräutigam in Gestalt eines Adlers die Braut davon; sie kann als Verweis auf die Himmelfahrt Mariens gelesen werden.


    Autorschaft und Datierung

    Anhaltspunkte sowohl für den Entstehungsort als auch für die Datierung des Altars liefern seine Architektur und sein Dekor, die schon ganz im Zeichen der Renaissance stehen: Den mit Perlenketten geschmückten Ädikula-Schrein rahmen geschwollene, durch ein Segment mit Blätterornament unterbrochene und von einem Akanthuskapitell bekrönte Säulen. Unter dem baldachinartigen Schreinbogen ist ein sternförmiger Blätterkranz angeordnet. Ähnliche Formen zeigen sich an Wiener Epitaphien und Sandsteinreliefs aus den 1510er-Jahren, am Altar von Mauer (Wallfahrtskirche Mauer bei Melk) und am Wandbild in der Bischofstor-Vorhalle des Wiener Stephansdoms.[7] Während die hervorkragende Basis und der vorspringende Diadembogen Assoziationen zu älteren Baldachinaltären wecken,[8] finden sich gewölbte Flügel sonst nur am Georgsaltar auf Schloss Ambras, der um 1516/19 geschaffen wurde. Die Malereien und Schnitzreliefs des Hohelied-Altars stehen, insbesondere hinsichtlich der Gewandgestaltung und der expressiven Figurendarstellungen, dem genannten Altar von Mauer sowie dem Pulkauer Heiligblutaltar (Abb. 7), dem Lentl-Altar (museumkrems) und dem Zwettler Altar (Barbarakirche Adamov, Tschechien) nahe. Den Belvedere-Altar dürfte daher eine um 1520 in Wien oder im niederösterreichischen Umland tätige Werkstatt geschaffen haben.[9] Die charakteristisch geschoppten Parallelfalten, die sich auch an dem aus der Kremser Piaristenkirche stammenden Lentl-Altar finden (Abb. 8) lassen dabei vor allem an Krems denken.[10]


    Die Schreinskulptur

    Der Altar wurde im Oktober 1872 vom k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien, dem heutigen MAK, aus Wiener Privatbesitz (Sammlung Zelebor) angekauft.[11]Als das Museum am Stubenring im Jahr 1940 einen Teil seiner Skulpturensammlung im Tausch mit kunstgewerblichen Objekten dem Kunsthistorischen Museum übereignete, wurde auch der Altar an das KHM abgegeben. 1953 stellte das KHM schließlich weite Teile seiner als österreichisch eingestuften Bestände mittelalterlicher Kunst für die Gründung des Museums österreichischer mittelalterlicher Kunst in der Orangerie des Unteren Belvedere zur Verfügung.[11] Im Zuge dieser Neuaufteilung ging auch der Flügelaltar in den Besitz des Belvedere über.

    Frühe Beschreibungen und alte Fotos belegen (Abb. 9), dass sich während des Verbleibs des Altars im späteren MAK eine geschnitzte Marienkrönung im Mittelschrein befand. Die Figurengruppe harmonierte jedoch weder stilistisch noch bezüglich ihrer Dimensionen mit dem Altar.[13] Als der Altar ins KHM und schließlich ins Belvedere übersiedelte, wurde das das Schnitzrelief daher separat inventarisiert und nicht mehr mit dem Altar in Verbindung gebracht. Der Mittelschrein des Altars war folglich leer, weshalb Anfang der 1960er-Jahre die bemalten Tafeln von den Flügelaußenseiten abgenommen, getrennt gerahmt und als zweites, inneres Flügelpaar vor dem Schrein angebracht wurden (Abb. 10).[14] Erst in dieser veränderten Form wurde der Altar im Mittelaltermuseum ausgestellt (Abb. 11).

    Im Zuge der Vorbereitungen zur Ausstellung Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance[15] wurden die Malereien mittels einer Metallkonstruktion wieder an die Außenseiten der Altarflügel gesetzt. Dadurch wurde der leere Mittelschrein sichtbar, weshalb sich von Neuem die Frage nach seinem ursprünglichen Inhalt stellte. Vor dem Hintergrund der Dimensionen des Schreins erwies sich eine sitzende weibliche Schnitzfigur als interessant, die – wie der Altar selbst – über das spätere MAK und das KHM ihren Weg ins Belvedere gefunden hatte. Die Skulptur ist leider weitestgehend abgelaugt, die fragmentarisch erhaltene Fassung stimmt aber mit der Farbigkeit des Schreinkastens überein; auch die etwas groben, durch die hohe Stirn und die markante Nase bestimmten Gesichtszüge stehen den Figurendarstellungen auf den ehemaligen Flügelaußenseiten nahe (Abb. 5) (Abb. 6). Bringt man nun ein altes, wohl ursprüngliches Loch an der Unterseite der Schnitzfigur mit einem ebensolchen im Schreinboden in Deckung, so fügt sich die Skulptur genau in die Raumbühne zwischen den gewölbten Flügeln und der halbkreisförmigen Altarbasis, mit der auch die ebenso geformte Sockelplatte korrespondiert. Ihre abgeflachte Rückseite schließt dabei bündig mit der Schreinkante ab; dahinter befand sich offenbar ein Basrelief oder ein Architektureinsatz, für dessen Dimensionen die Markierungen an der Schreinrückwand und an den Schreinwangen Anhaltspunkte liefern. Weitere Indizien für die Zusammengehörigkeit erbrachten Untersuchungen der verwendeten Hölzer: So ist die Schreinskulptur nicht wie zuvor angenommen aus Zirbenholz,[16] sondern wie die Flügelreliefs aus Lindenholz geschnitzt. Eine dendrochronologische Analyse des Skulpturbodens, der wie der Altarschrein aus Nadelholz gefertigt ist, ergab einen terminus post quem von 1487. Diese Altersbestimmung liegt damit in der Nähe der für die äußersten Jahresringe der Schreinwangen ermittelten Datierungen auf die Jahre 1473 und 1481.[17]

    Doch was war das zentrale Thema des Bildensembles? Die Schreinskulptur, die zunächst unbestimmt als „sitzende weibliche Heilige“ inventarisiert war,[18] wurde bisher als sitzende Maria einer Verkündigungsgruppe gedeutet.[19] Tatsächlich ist sie motivisch und stilistisch mit einer weiblichen Sitzfigur im Metropolitan Museum of Art in New York verwandt (Abb. 12), die nach Ober- oder Niederösterreich lokalisiert, (wohl zu früh) um 1490/1500 datiert und – obwohl sie außer ihrer Krone keine weiteren Attribute aufweist – als Jungfrau Maria gedeutet wird.[20] Die Skulptur steht allerdings auch einer aus Schloss Karlstein bei Regensburg stammenden und Endras Maurus zugeschriebenen Schnitzfigur im Bayerischen Nationalmuseum in München frappierend nahe (Abb. 13),[21] die durch das fragmentierte Rad und die Maxentius-Büste zu ihren Füßen eindeutig als heilige Katharina identifizierbar ist. Zudem befindet sich unterhalb der rechten Hand der Belvedere-Skulptur eine Einkerbung (Abb. 14), in der vermutlich einst – wie auch druckgrafische Darstellungen der sitzenden Katharina aus dem frühen 16. Jahrhundert nahelegen (Abb. 15) – ein Schwert steckte. Weiters ist neben ihrem linken Fuß eine Bruchstelle erkennbar (Abb. 16); wie bei der Skulptur in München scheint hier ursprünglich ein Rad oder eine Maxentius-Darstellung die Lücke ausgefüllt zu haben. Bei der Figur handelt es sich also mit großer Wahrscheinlichkeit um eine heilige Katharina – und bei dem Ensemble vermutlich um einen Katharinenaltar.


    Die Aufsatz- und Predellenreliefs

    Zu Beginn der 1960er-Jahre wurde neben der Montage der bemalten Flügelaußenseiten vor dem damals leeren Mittelschrein noch eine weitere Änderung am Altarensemble vorgenommen: Während seiner Zeit im Museum für Kunst und Industrie, dem späteren MAK, fungierte ein Schnitzrelief als Altaraufsatz (Abb. 17). Das Schnitzwerk findet zwar weder in Führern noch in Inventaren oder Übergabelisten Erwähnung, es wurde aber offenbar stets als dem Altar zugehörig erachtet und ging so zusammen mit diesem in den Besitz zunächst des KHM und schließlich des Belvedere über. Im Zuge der erwähnten Veränderungen vor der erstmaligen Aufstellung des Altars in der Orangerie wurde das Relief von der Oberseite des Schreins entfernt und unterhalb der Basisplatte angebracht (Abb. 10).[22]

    Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren Ädikula-Altäre mit Renaissanceelementen regelmäßig mit Lünettenreliefs versehen, die wie das Leonhard-Relief oben abgerundet waren; verwiesen sei hier etwa auf den Fohnsdorfer Altar im Joanneum (Alte Galerie) in Graz (Abb. 18). Zudem befindet sich an der Oberseite des Schreinkastens ein Loch, das sich mit einem weiteren Loch in der Unterseite des Leonhard-Reliefs so verdübeln lässt, dass sich dieses exakt mittig über dem Mittelschrein befindet und vorn bündig mit dem Architrav abschließt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass das Schnitzwerk einst als Aufsatz fungierte. Die übrigen Löcher an der Altaroberseite sind wohl einer nicht erhaltenen Architekturkonstruktion geschuldet, die das Relief von hinten stützte und nach vorn hin rahmte.

    In der Regel weisen Flügelaltäre, die um diese Zeit in Österreich entstanden, eine Predella mit figuralen Darstellungen auf. So lag die Annahme nahe, dass der Belvedere-Flügelaltar in seiner ursprünglichen Zusammensetzung gleichfalls über ein unter dem Mittelschrein platziertes Bildfeld verfügte. Auch in diesem Zusammenhang machte sich eine Recherche in den Belvedere-Beständen bezahlt: Sie umfassen ein Schnitzrelief mit der Verkündigung an Maria, das über dieselben Stationen wie der Hohelied-Altar ins Belvedere gelangt war; wie die Flügelreliefs ist es aus Lindenholz geschnitzt und gleichermaßen reich vergoldet, versilbert sowie azurblau und zinnoberrot gefasst. Die stilistischen Übereinstimmungen sind ebenfalls augenscheinlich: Hingewiesen sei nur auf die expressive Figurenauffassung sowie auf die für den Schnitzer so charakteristischen Faltenwürfe, insbesondere die radial geschoppten Ärmel und durch den Raum wirbelnden Gewänder.[23] Das Relief ist oben mit einem alten Loch versehen; verbindet man das Stück über dieses und das erwähnte Loch in der Altarbasis mit dem Schreinkasten – und damit auch mit der auf derselben Achse montierten Schreinskulptur –, so fügt sich die Verkündigung, die in ihren Dimensionen perfekt mit dem Korpus harmoniert, in eine ideale Position für ein Predellenrelief. Es spricht daher alles dafür, dass das Schnitzwerk hier einst platziert war, zumal Darstellungen der Verkündigung an Maria häufig an der Basis von Flügelaltären zu finden sind.


    Der ursprüngliche Aufstellungsort

    In seinem geschlossenen Zustand zeigt der Altar damit eine typologische Gegenüberstellung der Braut des Hohelieds im hortus conclusus mit der Verkündigungsdarstellung auf der Predella (Abb. 19). Öffnet man die Flügel, so rahmen die Verkündigung und fünf weitere Schnitzreliefs, in denen die Blicke, Gesten und Positionen der Figuren aufeinander abgestimmt erscheinen, eine im Schreinkasten sitzende Heilige, bei der es sich vermutlich um die heilige Katharina handelt (Abb. 20).

    Dieses Bildprogramm liefert einen Anhaltspunkt bezüglich des ursprünglichen Aufstellungsorts des Altars, zu dem sich in alten Museumsführern nur der unbestimmte Hinweis findet, dass er „aus Jauerling in Nieder-Oesterreich“ stamme.[24] Die ungewöhnlichen Szenen auf den Außenseiten der Flügel lassen an eine Bestimmung für ein Frauenkloster denken: Da sich Nonnen als sponsae (Bräute) Christi verstanden, waren Andacht und Frömmigkeit von der Vorstellung einer innigen, mitunter auch romantisch konnotierten Beziehung zu Jesus gekennzeichnet. Diese sogenannte Brautmystik wurde im Besonderen auf das Hohelied bezogen. Der Bräutigam wurde dabei als Allegorie auf Christus gedeutet, wodurch sich die Figur der Braut speziell für Nonnen als Identifikationsfigur eignete.

    Die Außenansicht des Belvedere-Retabels legt daher eine ursprüngliche Bestimmung für ein Nonnenkloster nahe, zumal die heilige Katharina eine in diesem Kontext überaus beliebte Heilige war – insbesondere ihre mystische Vermählung mit dem Christuskind zählt zu den beliebtesten Bildthemen mit brautmystischer Konnotation. Da die stilistischen Eigenschaften des Altars wie beschrieben für eine Entstehung in Krems sprechen, ist zuvorderst an die fünf Kilometer nordwestlich von Krems gelegene Pfarrkirche in Imbach zu denken, die bis 1782 als Klosterkirche eines Dominikanerinnenkonvents fungierte. Das Gotteshaus ist im gegebenen Zusammenhang auch insofern von besonderem Interesse, als an seine Nordwand eine Kapelle anschließt, die der heiligen Katharina geweiht war. Nach einem Brand im Jahr 1524[25] wurde das Katharinenbenefizium 1533 unter Verweis auf die Armut des Klosters in dieses inkorporiert.[26] 1795 soll man den Katharinenaltar abgetragen haben, nachdem die Kapelle infolge der Aufhebung des Klosters im Jahr 1782 dem heiligen Josef umgeweiht worden war.[27] Neben der Nähe zu Krems sowie dem Katharinenpatrozinium lassen also auch die historischen Eckdaten eine Imbacher Provenienz plausibel erscheinen; mit einer Breite von geöffnet ca. 2,44 Metern würde sich der Altar zudem gut in die ca. 5,2 Meter breite Kapellenapsis einfügen.[28]

     

    Anmerkungen

    Mein spezieller Dank für Hinweise und Hilfestellungen gilt Stephanie Auer, Michael Grabner, Sebastian Hackenschmidt, Susanne Hehenberger, Stefanie Jahn, Peter Klinger, Renate Kohn, Manfred Koller, Karin Leitner-Ruhe, Bernhard Rameder, Johannes Schweitzer-Wünsch, Barbara Steiner, Franziska Thiery, Matthias Weniger sowie Andreas Zajic.

    Richard Benz (Übers.), Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, Darmstadt 2004, S. 183.

    Zu den druckgrafischen Vorlagen der Reliefs siehe Björn Blauensteiner, „Zwischen Spätgotik und Renaissance. Ein Flügelaltar der Belvedere-Sammlung wird wiedervereinigt“, in: Peter Scholz / Stefan Weppelmann (Hg.), Special Objects. Werke jenseits von Norm und Kanon, München 2022, S. 100–111, hier S. 100.

    Diese Bibelstelle benannte auch eine (allerdings wohl nicht ursprüngliche) Inschrift oben am Rahmen der Außenseite des linken Flügels, die nur noch fragmentarisch erhalten ist: (Canticum ca)nticor[um] q(uattuor).

    Dorothee von Burgsdorff, „Zur Ikonographie der Flügelaußenseiten des Donauschulaltars in der Österreichischen Galerie“, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, 7. Jg., 1963, S. 5–18.

    Peter Krenn, „Der große Mariazeller Wunderaltar von 1519 und sein Meister“, in: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der Universität Graz, 2. Jg., 1966/67, S. 31–51, hier S. 47.

    Siehe dazu Selma Krasa-Florian, „Ein Flügelaltar der Donauschule“, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, 6. Jg., 1962, S. 3–17, hier S. 7–10, sowie zuletzt Björn Blauensteiner, „Die Kunst der Dürerzeit in Österreich und die Antike. Formen und Wege der Rezeption“, in: ders. / Stella Rollig (Hg.), Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), Wien 2021, S. 175–209, hier S. 184–187.

    Siehe dazu Stephan Kemperdick, „Tabernacle-altarpieces in Central Europe. Examples, Types, Iconography“, in: Medievalia 23/1 (2020), 129–155.

    In Publikationen des späteren MAK wurde der Altar noch wenig konkret wahlweise einer süddeutschen Werkstatt oder der Donauschule zugeordnet; siehe die ab 1872 in zahlreichen Ausgaben erschienenen Wegweiser durch das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie sowie den Führer durch das Österreichische Museum für Kunst und Industrie, Wien 1929, S. 13. Gollob lokalisierte den Altar, dem sie einen „kleinfigurigen romantischen Märchenstil“ attestierte, aufgrund eines Vergleichs mit Cranachs Frühwerk sodann nach Wien: Hedwig Gollob, Wiener Kunstströmungen in den Jahren 14501550, Straßburg/Leipzig 1934, S. 17, 29, 34.

    Bereits Krasa-Florian spekulierte, dass der Altar in Krems entstanden sei, wobei sie ihn konkret dem dort dokumentierten „Hans Kelner“ zuschrieb, der diesen im Auftrag von Abt Sebastian Leonhard Draxel für die Kapelle des Göttweiger Hofs in Wien geschaffen haben könnte; Krasa-Florian 1962 (wie Anm. 7), S. 14 f. Krasa-Florian relativierte diese rein spekulative Zuschreibung an den als Künstler nicht fassbaren Kelner später selbst; Harry Kühnel (Hg.), 1000 Jahre Kunst in Krems (Ausst.-Kat. Dominikanerkloster, Krems), Krems 1971, S. 163. Inzwischen war die These freilich bereits übernommen worden, siehe Fritz Dworschak / Harry Kühnel (Bearb.), Die Gotik in Niederösterreich. Kunst, Kultur und Geschichte eines Landes im Spätmittelalter, Wien 1963, S. 148, sowie Otto Wutzel (Hg.), Die Kunst der Donauschule. 1490–1540 (Ausst.-Kat. Stift Sankt Florian und Schlossmuseum, Linz), Linz 1965, S. 94 f. (Kat. 219). Auch Rameder sprach sich jüngst für eine Lokalisierung der Altarwerkstatt nach Krems aus, wobei er auch einen Bezug zur Peham-Werkstatt in Melk erwog; Bernhard Rameder, Spätgotische Altarbaukunst in Niederösterreich. Die Werkstatt des Hans Peham in Melk, Dipl.-Arb., Universität Wien 2012, S. 52.

    Jahresbericht des K. K. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Wien 1872, S. 8.

    Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst in der Orangerie des Belvedere. Katalog 1953, Wien 1953.

    Siehe auch Jacob von Falke, Holzschnitzereien. Eine Auswahl aus der Sammlung des k. k. österreich. Museums, Wien 1893, Tafel XVIII.

    Siehe dazu im Detail Krasa-Florian 1962 (wie Anm. 7), S. 3.

    Björn Blauensteiner / Stella Rollig (Hg.), Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), Köln 2021.

    Elfriede Baum, Katalog des Museums mittelalterlicher österreichischer Kunst. Unteres Belvedere Wien, Wien/München 1971, S. 197 f., Nr. 209.

    Die Holzbestimmungen und die dendrochronologischen Untersuchungen wurden von Michael Grabner, Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe, Universität für Bodenkultur Wien, durchgeführt.

    Führer durch das Österreichische Museum für Kunst und Industrie, Wien 1929, S. 16.

    Baum 1971 (wie Anm. 16), S. 197 f., Nr. 209.

    The Metropolitan Museum of Art, Recent Acquisitions: A Selection, 2010–2012, The Metropolitan Museum of Art Bulletin, 70/2, 2012, S. 22–23.

    Albrecht Miller, „Endras Maurus. Bildhauer zu Kempten“, in: Rainer Kahsnitz / Peter Volk (Hg.), Skulptur in Süddeutschland. 14001770 (Festschrift für Alfred Schädler), München/Berlin 1998, S. 177–196, hier S. 184, 194 f., Nr. 10.

    Krasa-Florian 1962 (wie Anm. 7), S. 4.

    Matthias Weniger erkannte im Verkündigungsengel die „schraubenförmigen Bildungen“ von um dieselbe Zeit im Raum Bayern/Salzburg/Passau tätigen Bildschnitzern zum „Äußersten gesteigert“ und zog dabei Vergleiche einerseits zum sogenannten Meister von Dingolfing, andererseits auch bereits zum Belvedere-Altar, konkret zum Lendentuch des heiligen Sebastian im rechten oberen Schnitzrelief (Abb. 2); Matthias Weniger, „Das Werk Lackners im Kontext“, in: Agnes Husslein-Arco / Veronika Pirker-Aurenhammer (Hg.), Der Abtenauer Altar von Andreas Lackner (Ausst.-Kat. Belvedere, Wien), Wien 2011, S. 30–50, hier S. 40 f.

    Wegweiser durch das k. k. Oesterreichische Museum für Kunst und Industrie, Wien 1875, S. 21.

    Franz Fux, Unter Schleier und Krummstab. Geschichte von Imbach, Gemeinde Senftenberg, Krems 1989, S. 212; Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems (Österreichische Kunsttopographie, Band I), Wien 1907, S. 184.

    Österreichisches Staatsarchiv, HHStA, AUR 1533 VIII 25.

    Fux 1989 (wie Anm. 25), S. 233.

    Freilich ist, zumal sich in den Imbacher Kloster- und Pfarrakten (Österreichisches Staatsarchiv, HHStA, LA KA 220; SB HA Jaidhof Imbach; Diözesanarchiv St. Pölten, PfA 3156) keine konkreten Hinweise auf das Belvedere-Retabel finden ließen, eine alternative Herkunft desselben nicht ausgeschlossen. Infrage käme etwa auch das bis 1571 bestehende Klarissenkloster in Dürnstein, knapp zehn Kilometer westlich von Krems: Die Klosterkirche wurde zunächst von dem angrenzenden Augustiner-Chorherrenstift übernommen, bevor sie – bis auf die einstige Apsis, die sich bis heute im Eigentum von Stift Herzogenburg befindet – nach dessen Aufhebung im Jahr 1788 in Privatbesitz gelangte. Siehe zur Geschichte des Dürnsteiner Klarissenklosters Lydia Gröbl, „Das ehemalige Klarissenkloster in Dürnstein. Ein historischer Überblick“, in: Gottfried Thiery (Hg.), Burg, Stadt, Kloster. Dürnstein im Mittelalter, Dürnstein 2005, S. 154–307.


    Abbildungen

    • Sammlung Zelebor.
    • 1872 Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wien.
    • 1940 Kunsthistorisches Museum, Wien
    • 1953 Übernahme aus dem Kunsthistorischen Museum, Wien
    Contact Provenance Research

    Exhibitions of the Belvedere

    Exhibitions

    • Die Kunst der Donauschule. 1490–1540, Stift Sankt Florian und Schlossmuseum, Linz 14.5.–17.10.1965.
    • Gollob, Hedwig: Wiener Kunstströmungen in den Jahren 1450–1550, Straßburg/Leipzig 1934, S. 17, 29, 34
    • Krasa-Florian, Selma: Ein Flügelaltar der Donauschule, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Jg. 6, 1962, S. 3–17 
    • Burgsdorff, Dorothee von: Zur Ikonographie der Flügelaußenseiten des Donauschulaltars in der österreichischen Galerie, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Jg. 7, 1963, S. 5–18
    • Dworschak, Fritz / Kühnel, Harry (Bearb.): Die Gotik in Niederösterreich. Kunst, Kultur und Geschichte eines Landes im Spätmittelalter, Wien 1963, S. 148
    • Wutzel, Otto (Hrsg.): Die Kunst der Donauschule. 1490–1540, Ausst.-Kat. Stift Sankt Florian und Schlossmuseum, Linz 14.5.–17.10.1965, S. 94f. (Kat. 219)
    • Stange, Alfred: Malerei der Donauschule (2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe), München 1971, S. 120f., 151 (Nr. 8)
    • Baum, Elfriede: Katalog des Museums mittelalterlicher österreichischer Kunst. Unteres Belvedere Wien, Wien/München 1971, S. 139f. (Nr. 95)
    • Blauensteiner, Björn / Rollig, Stella (Hrsg.): Dürerzeit. Österreich am Tor zur Renaissance, Ausst.-Kat. Belvedere, Wien 21.10.2021–30.1.2022, S. 27, 41–43, 184–187, 276f. (Kat. 65)
    • Blauensteiner, Björn: Zwischen Spätgotik und Renaissance. Ein Flügelaltar der Belvedere-Sammlung wird wiedervereinigt, in: Scholz, Peter / Weppelmann, Stefan (Hrsg.): Special Objects. Werke jenseits von Norm und Kanon, München 2022, S. 100–111