Der Maler Carl von Merode war ein Schüler von Anselm Feuerbach an der Wiener Akademie der bildenden Künste und später Mitglied der Wiener Kunstgenossenschaft. Themen seiner populären und preisgekrönten Genrebilder und Landschaftsdarstellungen waren vor allem Markszenen und humorvolle Situationen. In Merodes Œuvre finden sich zahlreiche folkloristische Charakterisierungen von Wiener Typen sowie von bestimmten Berufsgruppen und Figuren aus dem Volks- und Alltagsleben. Dazu zählt auch das kleine Ölbild „Bauernschuster“. Der in seine Arbeit vertiefte Mann im Bildvordergrund geht seinem Gewerbe nicht in einer mit professionellem Gerät ausgestatteten Werkstatt nach. Er sitzt vielmehr auf einem einfachen Schemel in einer karg möblierten Umgebung, im Hintergrund ist ein Schweinestall erkennbar. Die dunklen, erdigen Farben der Szene entsprechen nicht nur der bäuerlichen Umgebung; in Kolorit und lockerem Farbauftrag präsentiert sich Merode auch als Vertreter des späthistoristischen Geschmacks. Für leichte Akzente sorgen die effektvoll gesetzten Glanzlichter.

[Kerstin Krenn, in: Agnes Husslein-Arco, Severin Dünser, Luisa Ziaja (Hg.), Flirting with Strangers. Begegnungen mit Werken aus der Sammlung, Wien 2015, S. 94.]