Aus blassen Augen blickt die betagte Frau zur Seite. Sie ist merklich vom Alter gezeichnet. Mimik und Gestik der Dargestellten sind in diesem atmosphärisch dichten Porträt von Karoline Kubin jedoch nicht einfach zu deuten. Beinahe plastisch heben sich ihr Gesicht und die an den Mund gelegte Hand von dem dunklen Hintergrund ab, in dem sich die Konturen zunehmend auflösen. Die Malerin ist ungefähr 30 Jahre alt, als sie die weit ältere Frau auf einfühlsame Weise festhält. Nach Studienaufenthalten in Brüssel, Antwerpen sowie in Prag, gehört Kubin für einige Jahre der überwiegend aus männlichen Kollegen bestehenden Luitpold-Gruppe in München an. Ab 1905 lebt sie dauerhaft in Wien, wo sie unter anderem in der Secession ausstellt.