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Josephine Schaumburg, geb. Stahel

Ferdinand Georg Waldmüller, Josephine Schaumburg, geb. Stahel, 1834, Öl auf Holz, 36 x 30 cm, B ...
Josephine Schaumburg, geb. Stahel
Ferdinand Georg Waldmüller, Josephine Schaumburg, geb. Stahel, 1834, Öl auf Holz, 36 x 30 cm, B ...
Ferdinand Georg Waldmüller, Josephine Schaumburg, geb. Stahel, 1834, Öl auf Holz, 36 x 30 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 474a
Diese Bilddateien werden ausschließlich für privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt. Für jegliche Art von Veröffentlichung/ kommerzieller Nutzung kontaktieren Sie bitte unsere Reproabteilung.
  • Datierung1834
  • Künstler*in Ferdinand Georg Waldmüller (1793 Wien – 1865 Hinterbrühl)
  • ObjektartGemälde
  • MaterialÖl auf Holz
  • Maße
    36 x 30 cm
  • SignaturBez. oben rechts: Waldmüller 1834
  • Inventarnummer474a
  • Standort Derzeit nicht ausgestellt
  • Die Dame, die hier frontal aus dem Bild herausschaut, entspricht in keiner Weise dem uns heute geläufigen Bild von der „Biedermeierfrau“. Sie präsentiert sich nicht zurückhaltend und in bescheidener Hoffnung, überhaupt wahrgenommen zu werden, auch blickt sie nicht scheu auf ihr Gegenüber. Im Gegenteil, Frau Josephine Schaumburg ergreift den Dialog mit den Betrachtenden und zieht sie in ihren Bann, denn sie sprüht vor Lebhaftigkeit, kann ihre beredten Hände kaum im Zaum halten und wirkt trotz ihrer behäbigen Erscheinung recht beweglich.

    Es besteht kein Zweifel, die Dargestellte ist gewandt im Umgang mit Menschen, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sehr geschäftstüchtig. Diese Fähigkeiten übte sie in der Buchhandlung „Schaumburg & Comp.“ an der Seite ihres Mannes Karl Schaumburg (1770-1833) aus. Dieser war lange vor der Jahrhundertwende aus Niedersachsen nach Wien gekommen, hatte im Geschäft des Buchhändlers Josef Stahel eine Anstellung gefunden und somit Josephine kennengelernt. Bald nach der Hochzeit des Paares übergab Stahel das Buchgeschäft seinem Schwiegersohn, der es ab 1796 unter seinem Namen und bis 1819 mit dem aus Sachsen stammenden Dietrich Bohm als Gesellschafter mit großem Erfolg betrieb. Franz Graeffer, zeitweilig einer der Gehilfen Schaumburgs, berichtet von der klugen und bedachtsamen Geschäftsführung, wodurch das Unternehmen Schaumburg & Comp. bald zur „größten Sortimentshandlung Deutschlands“ wurde (Graeffer 409). Das Angebot konzentrierte sich auf deutsche und französische Literatur, wobei die bedeutendsten Werke der Rechts- und Staatswissenschaften beider Länder nahezu lückenlos vertreten waren. Daneben gab es die grundlegenden Arbeiten aus Philosophie und Naturwissenschaften, sowie schöngeistige Literatur. Der angeschlossene Verlag machte sich besonders um Friedrich Schlegel verdient, indem er dessen historische, literarische und philosophische Vorlesungsreihen herausbrachte. (ÖBL). Die Erfolgsgeschichte der Buchhandlung und des Verlages „Schaumburg und Comp.“ verdeutlicht die Entwicklung des literarischen Kulturbetriebes durch das Wiener Bürgertum.

    Graeffer erwähnte auch das „imposante Lokal des Kaufladens in der Wollzeile mit Säulen“, sowie das „ansehnliche Wohnhaus“ der Schaumburgs (Graeffer 409), womit das große Eckhaus in der Wiener Wollzeile Nr. 11 gemeint ist, das 1819-1821 nach Entwürfen von Jacob Wilhelm und Joseph Kornhäusel errichtet wurde. Nachdem der Compagnon Bohm aus dem Unternehmen ausgeschieden war, übernahm Josephine Schaumburg seine Stelle in der Geschäftsleitung und behielt diese Position auch nach dem Tod ihres Mannes an der Seite des Sohnes Friedrich bei.

    Wenig später beauftragte sie Ferdinand Georg Waldmüller mit ihrem Porträt. Der Maler war zu dieser Zeit bereits sehr gefragt. Man schätzte an ihm vor allem seine treffende und ehrliche Charakterisierung des menschlichen Gesichtes. Auch im vorliegenden Bild zeigte er ohne jede Schmeichelei eine Dame im fortgeschrittenen Alter, allerdings brachte er auch deren Rührigkeit ins Spiel, was der Person zugleich den Hauch von Jugendlichkeit verlieh. Nicht zuletzt darin äußert sich die hervorragende Beobachtungsgabe des Malers.

    Ihre Tochter war die Frau des Advokaten Dr. Josef August Eltz, dessen Familienporträt sich ebenfalls im Belvedere befindet (Inv.-Nr. 2567).

    [Sabine Grabner 2019]

    Literatur: Franz Graeffer, Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke I (Anton Schlossar (Hg.), Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich XIII), Wien 1918

    ÖBL: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, X. Bd., Wien 1994, S. 52 (E. Lebensaft)

    • Familie Eltz, Wien.
    • Bis 1902 Genossenschaft der bildenden Künstler, Wien
    1902 Ankauf Genossenschaft der bildenden Künstler, Wien